Richard Linklater scheint eine besondere Faszination für die Entwicklung seiner Charaktere über längere Zeiträume zu haben. In seiner Before-Trilogie kehrte er alle neun Jahre zu einem Päarchen, das sich einst zufällig im Zug traf, zurück, um die nächste Episode in ihrer Beziehung zu erzählen. Michael Apteds Up Series ist eine öffensichtliche Inspiration. Für Boyhood hat er über zwölf Jahre lang seine Schauspieler jährlich gefilmt und dabei das zunächst unvollständige Drehbuch gefüllt. Die Geduld, die in diesem beeindruckenden Projekt bewiesen wurde, ist bewundernswert. Boyhood ist im Grunde ein Coming-of-Age Film und verfolgt das Leben einer kleinen Familie. Sie besteht aus einer alleinerziehenden Mutter (Patricia Arquette), dem getrennt lebenden Vater (Ethan Hawke), ihrer Tochter (Lorelei Linklater) und dem jüngeren Bruder und Protagonisten Mason Jr. (Ellar Coltraine). Während die Mutter durch College und Job kämpft und von einer problematischen Ehe in die nächste schlittert, geben die heranwachsenden Kinder einen Einblick in die Trends der Zeit in Sachen Technik, Musik, Videospiele, Politik und Harry Potter. Sie ringen mit klassischen Problemen wie neue Wohnorte, zurückgelassene Freunde, abwesenden Vätern, authoritären Stiefvätern usw.. Ein schöner, bodenständiger und größtenteils ehrlicher Film über Beziehungen (mit Partnern, Freunden und Familie), Erwachsenwerden und Erfahrungen in der Jugend und ihre Auswirkungen. Das Melodramatische ist dankbarerweise auf ein Minimum reduziert. Im Gedächtnis bleiben weniger die lebensverändernden Ereignisse, als vielmehr die kleinen menschlichen Momente zwischen den Charakteren.
Regie: Richard Linklater
Besetzung: Patricia Arquette, Ellar Coltrane, Lorelei Linklater, Ethan Hawke
Genre: Drama
Freigabe: 6
Laufzeit: 165 min.
Veröffentlicht: 2014/01/19 (in Sundance)
Drehbuch: Richard Linklater
Schnitt: Sandra Adair
Cinematographie: Lee Daniel, Shane Kelly
Budget: $4 Mio.