In der Tradition von Yasujirō Ozu, dem Meister seiner Zeit, produziert der japanische Regisseur Hirokazu Koreeda seit Jahren häusliche Dramen über die Beziehungen zwischen den Mitgliedern verschiedener Familien. Die Blutbande in Shoplifters fallen recht gering aus. Stattdessen besteht die Familie diesmal aus einer Gruppe von Ausgestoßenen. Sie leben zusammen, verbringen Zeit miteinander und sind voneinander abhängig. Bisweilen ist sogar so etwas wie Zuneigung zu sehen. Osamu (Lily Franky), der die Rolle des Vaters einnimmt, und der junge Shota (Kairi Jō) sind Ladendiebe und ein eingespieltes Duo. Auf dem Heimweg finden sie die kleine Yuri (Miyu Sasaki) ausgesperrt in der kalten Nacht. Kurzerhand nehmen sie das Mädchen mit nach Hause. Ist das Kidnapping? Sie entscheiden: Nein. Shoplifters behandelt die Frage danach, was eine Familie ausmacht, wie es auch schon Koreedas Film Like Father, Like Son (2013) in anderer Form getan hat. Die sechsköpfige Familie lebt auf engem Raum in einer kleinen Hütte. Sie sind arm, kriminell, weitestgehend ungebildet und mögen sich nur bedingt. Selbst eine Familie, die man sich entgegen des alten Sprichworts aussuchen kann ist nicht fehlerfrei. Trotzdem ist es möglicherweise noch besser als die eigentlichen Verwandten. Shoplifters ist ein sozial bewusster Film, der nicht nur die Schicksale von einigen Individuen einfängt. Koreeda kommt dabei ohne Melodrama und Rührseeligkeit aus. Der Film ist intim und über weite Strecken heiter, macht aber eine geschickte Wendung in ernüchternde Gefilde. Da die Erwachsenen schwache und manchmal verschlagene Charaktere sind, fallen die wirklich reinen Momente den beiden Kindern zu.
Originaltitel: Manbiki Kazoku (万引き家族)
Regie: Hirokazu Koreeda
Besetzung: Lily Franky, Sakura Ando, Mayu Matsuoka, Kairi Jō, Miyu Sasaki, Kirin Kiki
Genre: Drama
Freigabe: 12
Laufzeit: 121 min.
Veröffentlicht: 2015/05/13 (in Cannes)
Drehbuch: Hirokazu Koreeda
Schnitt: Hirokazu Koreeda
Cinematographie: Kondo Ryuto
Sprache: Japanisch
Gewinner der Goldenen Palme 2018